Fuffifufzich
Fuffifufzich lässt sich weder auf eine Sprache festnageln noch auf ein Genre. Ein bisschen, als wären fünf Browsertabs zu einem verschmolzen: Aus dem einen raunt Rap, aus dem anderen ein Falco und dann schmiegt sich noch Vicky Leandros ins Ohr. Oder war das Paff Meisi? Am ehesten vielleicht so: ein dreamy, steamy Synthepop, der mal sphärisch einsickert und mal Cloudschlager ist, mal unter der Bettdecke flüstert oder dann vom Baugerüst schreit. Fuffifufzich singt und spricht, mal dada, mal gaga, weil das Leben zu wichtig ist, um es immer ernst zu nehmen. Vor allem dann, wenn es um Fuffifufzichs Fachgebiet geht: die Liebe.
Feel zu spät - das neue Album der in den letzten Jahren komplett durchgestarteten Musikerin, erschien im Januar und dreht sich nebst der Liebe thematisch um und gegen die Zeit. Auf dem Cover der Vinylplatte: Fuffifufzich, wie sie in einem Jugendzimmer voller Wanduhren fläzt. „Ich häng so an dieser Zeit”, heißt es auf dem Album, „which is called Vergangenheit“. Die acht Songs scrollen auf dem Zeitstrahl eines Großstadtlebens: Ich liebe dich eventuell für immer springt zart in die Vergangenheit, Navigator im Spagat in die Zukunft. Für das Duett Navigator lud Fuffifufzich die Sängerin und Schauspielerin Alli Neumann ans Micro. Geschmückt mit einem Spotify-Warnhinweis wiederum könnte der Song Feel it werden: E für explicit.
Fühlte sich das Leben in Heartbreakerei noch wie eine Proberunde an, erwächst es in Feel zu spät zur Mutprobe: noch immer verspielt, aber jetzt im kühnen Bewusstsein, dass jeder Zug zählt. In Feel zu spät legt Fuffiffufzich musikalisch die Karten auf den Tisch. Die Hand hadert, aber das Herz traut sich: die große Ballade. Den Crush, auch wenn er so nah liegt am Crash. Die Berührung, trotz Gefahr eines Stromschlags. Es sind Songs, die einen im Dunkel der Nacht erheben, kurz über die Brüstung halten und dann auf der Küchenzeile neben einem Bierchen wieder absetzen. Wer weiß schon, wo die Zeit hinführt? Keiner. Aber Fuffifufzich hält deine Hand.