DIE NERVEN
WIR WAREN HIER heißt das neue Album von der Gruppe DIE NERVEN. Die Schande der Verschwendung und der rücksichtslosen Vergiftung der Welt ist für DIE NERVEN Thema auf dem neuen Album. Moralisieren wollen sie dennoch nicht: „Es gibt kein richtiges Leben im falschen“, sagt die Band, die ohne jeglichen Zweifel zu den besten wie wichtigsten gehört, die es hierzulande gibt! Es sei ohnehin für einen Menschen unmöglich, alles richtig zu machen. Was aber möglich ist – das ist, dass man sich von der verzweifelten Gesamtsituation den Blick nicht vernebeln lässt auf das, was in dieser Welt an Schönheit noch bleibt.
WIR WAREN HIER: Das ist aber jedenfalls nicht nur ein Album über das, was bleibt, wenn die Menschheit verschwunden ist. Es ist auch ein Album mit einer Musik, die Verschwinden als Glück zu begreifen und zu beschreiben vermag: das Glück, das man empfindet, wenn man an Orte zu verschwinden versteht, an denen die Hässlichkeit der Realität wenigstens für einen Moment aufgehoben ist: in Schönheit. Solche Orte sind zum Beispiel die Orte der Freundschaft. Die neuen Songs haben DIE NERVEN in einer vierwöchigen Session in einem ehemaligen Sterne-Restaurant am Stuttgarter Schlossplatz mit Blick auf die Oper aufgenommen. „Wir waren wieder alle gemeinsam in einem Raum und plötzlich ging alles wieder wie von alleine“, sagt die Band. „Es haben sich wie von selbst Leitmotive gebildet, die alle Songs miteinander verbinden.” Und so nah wie auf WIR WAREN HIER sind DIE NERVEN noch auf keinem Studioalbum der Aura ihrer Live-Auftritte gekommen – der musikalischen Spontanität ihres Zusammenspiels auf der Bühne, dem Stop-and-Go ihrer Improvisationen, der Lust an der gegenseitigen Überraschung, und schließlich: der kollektiven Entäußerung in die Katharsis.
Es ist das sechste Album des Trios, das sich vor 15 Jahren in Stuttgart gründete, seit 13 Jahren bestehen sie in der aktuellen Besetzung aus Kevin Kuhn, Julian Knoth und Max Rieger. „WIR WAREN HIER“: Diesen Titel könnte man auch dergestalt deuten, dass dies das letzte Album der Band sein könnte. Aber das Gegenteil ist richtig: „Es ist das erste Album, das wir machen, das sich nicht so anfühlt wie unser letztes Album. Und das ist gut so.“
Alle drei haben sich nun in einen Zustand gefunden, in dem sie einander so sicher sind, dass sie wissen: So können wir nach all der Zeit miteinander weitermachen, weiterarbeiten, uns miteinander weiterentwickeln. Ihre Musik ist immer noch zornig, laut, dramatisch, vielleicht könnte man auch sagen: nihilistisch. Aber es handelt sich um einen reiferen Nihilismus, als man ihn von DIE NERVEN bislang kannte. In ihrer Musik fliegt man immer noch über Halden voll Schrott, über dürre Heiden, wüste Länder und öde Städte. Aber es schillern nun auch schöne Klangtupfer über der Szene wie von den letzten Sonnenstrahlen vor einer ewigen Nacht oder von einem bunt schillernden Ölfilm auf einer verdreckten See.
Wir sehen uns im Moshpit!